Tag 2 (21.10.17): Ankunft in Indore. Vorstellung von Tom Potokar und Shobha Chamania.Heute bin ich von Delhi nach Indore geflogen. Die Fahrt vom Flughafen ins Hotel von einem Ende der Stadt bis ans andere, durch einen typischen indischen Strassenverkehr (die Hube scheint hier das Wichtigste an einem Fahrzeug zu sein – auf jeden Fall scheint man hier ohne diese verloren zu sein) zeigt wie arm Indore ist. Im Hotel angekommen gibt es ein freudiges Wiedersehen: Habib und sein Team sind schon am Morgen angereist, Renat Pfann aus Zürich ist schon seit gestern hier, und Tom Potokar ist auch gerade erst angekommen. Besonders freue ich mich darauf, Shoba Chamania wiederzusehen; sie wird für die nächsten Tage unsere Gastgeberin sein.
Beim gemeinsamen Abendessen lernen sich alle etwas besser kennen, es sind auch noch drei Kollegen aus Kathmandu/Nepal eingetroffen – Freunde von Tom und Shobha – auch sie werden am Workshop teilnehmen. Tom und Shoba kenne ich nun schon seit vielen Jahren und ich möchte die Gelegenheit nutzen, sie euch heute kurz vorzustellen:
Tom Potokar ist ein Plastischer Chirurg aus Swansea/Südwales. Er hat dort über viele Jahre hinweg, im Zentrum in Swansea, Patienten mit schweren Verbrennungen behandelt. Schon als ich ihn vor nun fast 15 Jahren kennen gelernt habe, hat er sich für die Behandlung von schweren Verbrennungen in Ländern mit niedrigem sozioökonomischen Status interessiert. Schwere Verbrühungen und Verbrennungen kommen in diesen Ländern wesentlich häufiger vor als zum Beispiel bei uns in der Schweiz. 95% aller schweren Verbrennungsunfälle, bei denen Kinder betroffen sind, passieren in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Nur etwa 5% der Unfälle passieren in Ländern mit einem hohen Einkommen, wie beispielsweise die Schweiz. Während in Mitteleuropa schwere Verbrennungen, vor allem bei Kindern, zum Glück immer seltener werden, nehmen die Zahlen in ärmeren Ländern leider weiter zu.
Tom Potokar hat mit seiner Organisation „Interburns“ oft darauf hingewiesen, dass ein krasser Gegensatz besteht zwischen dem, was in Ländern wie die Schweiz für die Behandlung eines schwerbrandverletzten Patienten ausgeben wird und dem, was in ärmeren Teilen der Welt zur Verfügung steht. Als ich heute beim Abendessen meinem Kollegen aus Katmandu erzählte, dass in der die Behandlung eines schwerbrandverletzten Kindes in der Schweiz mehrere hunderttausend Franken kostet, hat er nur trocken bemerkt, dass man mit diesem Geld sein Zentrum 3-4 Jahre komplett finanzieren könnte. Tom hat es weit gebracht; neben dem Aufbau der Organisation „Interburns“ ist er in der Zwischenzeit Professor und Lehrstuhlinhaber des „Centre for Global Burn Injury Policy and Research“ an der Universität in Swansea.
Shobha Chamania habe ich auch vor ca. 15 Jahren kennen gelernt. Sie ist mir damals aufgefallen als sie bei einem Kongress darüber berichtete, wie sie in ihrem Zentrum für Brandverletzte in Indien, Bananenblätter als Verbände verwendet. Eine kleine, aber sehr starke, in sich ruhende Frau stand damals auf dem Podium und erzählte uns, was es heisst, die Ärmsten der Armen mit wenig Mittel zu behandeln. Dies war über die Jahre immer wieder ihr Thema: Wie kann man schwere Verbrennungen mit einfachen Mitteln erfolgreich behandeln? Darüber hinaus engagierte sich Shobha stark für die Prävention von thermischen Verletzungen, insbesondere in Bezug auf Kinder. Nebst der anstrengenden, täglichen Arbeit auf der von ihr geleiteten Station für Brandverletzte hier in Indore, versucht sie immer wieder, Prävention zu betreiben. Dabei versucht sie in Indien vor allem die Mütter zu erreichen, denn die häufigste Ursache für schwere Verbrennungen bei Kindern steht hier stark im Zusammenhang mit der Essenszubereitung, welche bei ärmeren Familien nach wie vor am offenen Feuer stattfindet.
Tom und Shoba diskutieren, wie wir hier in Indore am besten die Strasse überqueren können – Problemlösung fängt häufig im Kleinen und Alltäglichen an.
Shoba und Tom kommen aus zweierlei Welten, aber sie haben eines gemeinsam, nämlich das Ziel, denen zu helfen, die aufgrund von Armut einem höheren Risiko für schwere Unfälle ausgesetzt sind. Dabei gehören Verbrennungen und Verbrühungen auf der ganzen Welt nach wie vor zu den häufigsten Unfällen im Kindesalter. Eine Antwort schreiben |
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- Interview mit Clemens Schiestl, Tagesanzeiger, 25.12.2013
- «Tagesanzeiger-Artikel Sarah, übersät mit Leberflecken», 25.12.2013
Nun habt ihr den ersten Workshoptag schon bald hinter euch! Wir sind in Gedanken bei euch, wünschen gutes Gelingen und eine fruchtbare und nachhaltige Woche. Herzlichen Dank für euren riesigen und so wertvollen Einsatz!