Woche 3: Das Leben der Katie Piper

Der Frühling ist hier in London definitiv angekommen und auch diese Woche läuft wieder viel bei Changing Faces – ein neuer Kampagne-Film wird gedreht und die Vorbereitungen für den ersten Face Equality Day am 26. Mai 2017 laufen bereits auf Hochtouren. Worum es in dem Kampagne-Film geht ist klar – Prävention der Stigmatisierung von Menschen mit einem veränderten Erscheinungsbild. Zu viele Details darf ich euch aber noch nicht verraten, natürlich erhält ihr den Link, sobald er offiziell herauskommt.

 

Das Highlight dieser Woche war am Samstag. Ich besuchte mit Phyll, einer Arbeitskollegin von Changing Faces, eine Art Messe. Wir gingen dort hin, um die Show von Katie Piper zu sehen. Katie Pipers Geschichte ist sehr schockierend, aber auch berührend zugleich – heute ist die junge Mutter eine inspirierende Sprecherin, bekannte TV-Moderatorin und erfolgreiche Charity-Kämpferin. Jedoch wurde die junge Frau im Alter von 24 Jahren Opfer einer Schwefelsäure-Attacke, direkt ins Gesicht. Es folgten zwei Monate künstliches Koma, unzählige Behandlungen, eine neue Technik von Haut­trans­plan­ta­tion sowie zwei Jahre langes Tragen einer speziellen Gesichts­maske. Durch den Angriff mit Schwefel­säure verlor Katie ihr Augenlicht auf einer Seite und ihr ganzes Leben wurde von einem Moment auf den anderen auf den Kopf gestellt.

 

Durch die Unterstützung ihrer Familie und Freunde, erfolgreichen Behandlungsmethoden und ihrer eigenen unglaublichen Entschlossenheit steht Katie heute erfolgreicher als zuvor im Leben und hat nicht mehr das Gefühl, über ihre Narben definiert zu werden. Bereits ein Jahr nach ihrem Unfall, gab Katie ihre Anonymität auf und erzählte ihre Geschichte in einem bemerkenswerten Dokumentarfilm – Katie: My beautiful Face. Später folgte eine ganze Dokumantationsreihe – Katie: My beautiful Friends.

 

Heute ist Katie stolze Autorin von sechs Büchern, in denen sie über ihren Unfall und ihre Erfahrungen erzählt und ausserdem für viele ein grosses Idol ist. Im Jahre 2009 gründete sie ihre eigene Wohltätigkeitsorganisation, die Katie Piper Fundation. Deren Zielsetzung ist es, eine Welt zu schaffen, wo (Verbrennungs-)Narben nicht das Funktionsniveau, die soziale Interaktion oder das Selbstbewusstsein einer Person einschränken sollen. Die Organisation unterstützt Menschen nach einem schweren Unfall wieder zurück in ihr Leben zu finden und verhilft Betroffenen mit Haartransplantationen, medizinischen Tätowierungen und Camouflage sowie der Vermittlung von Austauschmöglichkeiten unter Betroffenen. Gesammeltes Geld wird auch verwendet, um Betroffenen einen Aufenthalt in einem speziellen Rehabilitationszentrum in Frankreich zu finanzieren, in dem auch Katie selbst war. Eine mitreissende Geschichte, die einem nicht unberührt lässt.

 

Bei der Show, welche ich besuche, erzählte Katie aber nicht ihre Geschichte, sie war dort um über Style zu reden – Style mit dem man sich wohl fühlt, Style, welcher einem in Zufriedenheit glänzen lässt. Ihr Motto ist es, dass jeder Tag der Beste ist. Kleider sollten nicht für einen speziellen Tag aufbewahrt werden, du sollst sie jeden Tag tragen können. So trat sie beispielsweise in ihrem Hochzeitskleid auf, da dieses sie an einen ganz besonderen Moment erinnert. Ausserdem brachte sie drei ihrer Freundinnen mit, welche auch ihre liebsten Kleidungsstücke präsen­tierten. Eine Freundin hatte Alopecia, die zwei anderen Ver­bren­nungs­narben. Dies war kein Grund für sie, nicht die totale Selbst­zufrieden­heit aus­zu­strah­len. Trotz Narben am ganzen Körper, scheuten sie keine kurzen Kleider und sie fühlten sich  auch ohne Haare auf dem Kopf wohl. Bewundernswerte Frauen, die ihr Leben fest im Griff haben.

 

Nach der Show durften wir noch mit Katie Piper, ihren Freundinnen und all den Leuten der Katie Piper-Fundation in der VIP-Launch einen typischen British Afternoon-Tea geniessen und uns mit allen unterhalten und austauschen. Ich war überwältigt von all den offenen und lieben Leuten, jede Person brachte ihre eigene Geschichte mit und doch waren alle auf eine Art verbunden und hatten etwas gemeinsam. Es war extrem spannend, mich mit allen auszutauschen, viele haben ihre eigenen Organisationen oder setzen sich auf eine Art für andere Betroffene ein.

 

 

Eine Frau, die ich kennenlernte, ist Sylvia MacGregor. Durch den Verbrühungsunfall im Alter von drei Jahren, erlitt sie schwere Narben am Rücken. Wie viele andere auch, fühlte sie sich zu Beginn nicht wohl ins Schwimmbad zu gehen und von allen Leuten angestarrt zu werden. Heute hilft sie Menschen mit solchen Problemen und gibt ihnen Mut in den Pool zurückzukehren – ein schwieriger Schritt für viele und eine sehr gute Idee von ihr!

 

Wer gerne noch mehr über Katies Leben herausfindet und etwas English versteht, findet unter diesem Link sowie im nachfolgenden TED-Talk von Katie Piper weitere Informationen:

 

  1. Clemens Schiestl sagt:

    Hallo Isabel, endlich hatte ich Zeit die letzten 2 Blogs
    zu lesen, nachdem ich den ersten Beitrag schon toll fand,
    merke ich nun das du auch ein schriftstellerisches Talent hast.
    Ich habe alle 3 Berichte mit viel Neugier gelesen und beneide dich
    fast ein bis’chen, dass du so viel über Changing Faces mitbekommst
    und sozusagen Mitten drin bist. Also ich freue mich über den nächsten
    Blog und vor allem freue ich mich auch zuhören was
    du noch zu erzählen hast wenn du wieder in der Schweiz bist. Bis bald Clemens Schiestl

    • Isabel sagt:

      Lieber Herr Dr. Schiestl
      Vielen Dank fuer Ihre Nachricht, es ist immer sehr toll solch motivierende Rueckmeldungen zu bekommen!
      Mir gefaellt es wirklich sehr gut hier bei Changing Faces und es gibt nun auch immer mehr zu tun in Vorbereitung auf den Face Equality Day! Ich darf so viel neue tolle Bekanntschaften machen und lerne enorm viel, ich freue mich Ihnen und dem ganzen Team mehr zu berichten, wenn ich zurueck in der Schweiz bin! Liebe Gruesse Isabel

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