Chiara

Chiara (18 Jahre) erzählt aus ihrem Leben und ihren Erfahrungen mit einem Feuermal.

Chiara ist eine optimistische junge Frau und macht aktuell eine Ausbildung zur Fachfrau für Gesundheit. In ihrer Freizeit tanzt sie gerne Zumba. Was einem als erstes auffällt ist ihr Lächeln und eine positive Ausstrahlung. Erst auf den zweiten Blick bemerkt man das Feuermal (Naevus flammeus) auf ihrer linken Gesichtshälfte. Nachdem sie auf die Lasertherapien in einem wohnortnahen Krankenhaus nicht mehr angesprochen hat, ist sie auf Zürich gekommen und liess dort Lasertherapien durchführen, erzählt sie im Interview. Vor der Lehre hat sie damit aufgehört und sich nun seit 3 bis 4 Jahren nicht mehr mit dem Feuermal beschäftigt. Erst für ihre derzeitige Vertiefungsarbeit im Rahmen ihrer Weiterbildung sei sie wieder auf das Thema Hautauffälligkeiten, und deren Auswirkungen auf soziale Interaktionen, gekommen. Dazu hat sie eine Onlineumfrage erstellt, die sie in den kommenden Wochen auswerten wird.

 

Ihre eigenen Erfahrungen decken sich mit denen aus einem Fachbuch für Verbrennungen, welches sie für ihre Arbeit verwendet. Viele Menschen starren, was von den Betroffenen als sehr unangenehm erlebt wird. Chiara selbst hat glücklicherweise mehr positive als negative Erfahrungen erlebt. Sie sagt, kurz schauen sei in Ordnung, aber längeres Anstarren sollte vermieden werden. Anstelle dessen sollte man auf die Person zugehen und nachfragen. Das Feuermal mit Camouflage abzudecken komme für sie nicht infrage. Ausprobiert habe sie es schon einmal, sich jedoch unwohl damit gefühlt.

 

Im Kindergarten und der Unterstufe seien die Kinder interessiert gewesen und hätten des Öfteren nach ihrem Feuermal gefragt. Mit dem Nachfragen war das Thema dann auch abgehakt und habe keine grosse Rolle mehr gespielt. Die Kinder hätten sie als den Menschen wahrgenommen, der sie ist und nicht als „die mit dem Feurmal“. Sie selbst habe ihr Feuermal schon immer als Teil von sich akzeptiert. Diese Selbstakzeptanz hat vermutlich einen entscheidenden Einfluss darauf, wie andere Menschen auf ihre Hautauffälligkeit reagieren. Chiaras akzeptierender und wertschätzender Umgang damit, macht es anderen Menschen einfacher, ebenso zu reagieren, was sich in ihren überwiegend positiven Erfahrungen widerspiegelt.

 

Chiara hat ihr Feuermal nie als Hindernis gesehen und sich dadurch in ihren bisherigen Entscheidungen nicht beeinflussen lassen. Erst die Vertiefungsarbeit habe sie wieder auf das Thema Hautauffälligkeiten gebracht. Ihr Interesse gilt insbesondere den Brandverletzungen. Nach ihrer Lehre möchte sie die höhere Fachschule besuchen.

Was Chiara anderen Betroffenen mit auf den Weg geben möchte: Es ist alles ein bisschen einfacher, wenn man lernt, sich selbst zu akzeptieren und sich wegen einer Hautauffälligkeit nicht zu verstecken. Man ist so wie man ist. Wenn man sich selbst akzeptiert, ist es einfacher, mit Reaktionen anderer und negativen Erfahrungen umzugehen.“

 

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(Text: Laura Neumaier, 2020)

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