Lymphödem

Was ist ein Lymphödem?

Ein Lymphödem ist eine chronische Schwellung einer oder mehrerer Gliedmassen aus Folge eines defekten Lymphsystems. Es gibt viele verschiedene Ursachen: Einerseits können Lymphgefässe oder Lymphknoten nicht oder falsch angelegt sein (primäres Lymphödem), andererseits können sie durch andere Krankheiten in der Funktion beeinträchtigt werden (sekundäres Lymhödem, z.B. nach einer Sportverletzung oder einer Krebsoperation). Im Kindesalter handelt es sich bei den Lymphödemen häufig um primäre Formen, die genetisch bedingt sind. Es sind mittlerweile über 30 verschiedene Genmutationen bekannt, die zu einem primären Lymphödem führen können. Ein Lymphödem kann als einziges Problem auftreten, aber auch zusammen mit anderen Symptomen, wobei es verschiedene sogenannte syndromale Formen gibt. Es ist deshalb wichtig, diese korrekt abzuklären.

Können Lymphödeme zu Problemen führen?

Ohne Therapie nimmt die Schwellung über die Jahre  hinweg stetig zu, im fortgeschrittenen Stadium vermehrt und verhärtet sich das Bindegewebe irreversibel und es kommt zu Fettgewebseinlagerung. Dies kann zu unangenehmem Spannungsgefühl führen. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Weichteilinfektionen an der betroffenen Stelle.

Wie können Lymphödeme behandelt werden?

Es gibt bis jetzt kein Medikament und keine Operation, welche die Erkrankung heilt. Durch spezielle Massnahmen kann eine chronische Verschlechterung verhindert werden: die klassische Therapie umfasst Lymphdrainage durch erfahrene PhysiotherapeutInnen, kompressive Wickelung und Tragen von Kompressionskleider. Je nach Alter des Kindes müssen diese Therapien angepasst werden. Hier gibt es keine evidenzbasierten Standards, sondern es ist die Erfahrung der betreuenden Ärztinnen und Physiotherapeutinnen gefragt, auch in Zusammenarbeit mit Orthopädietechnikerinnen. Zudem motivieren wir zur Vernetzung mit anderen betroffenen Familien. Stets wichtig ist eine angepasste Hautpflege, um eine Eindringen von Keimen zu verhindern. Ebenso ist eine sorgfältige Nagelpflege wichtig, da es langfristig zu Nagelveränderungen im betroffenen Gebiet kommen kann.

 

Bei Erwachsenen wird seit 5-10 Jahren eine operative Therapie des Lymphödems mittels mikrochirurgischer Verbindungen zwischen Lymphgefässen und Venen (lympho-venöse Anastomosen) und/oder dem mikrovaskulären Transfer von Lymphgewebe, z.B. aus dem Bauchraum als rekonstruktives Verfahren eingesetzt, was gute Ergebnisse zeigt. Bei Kindern ist diese Operation bis jetzt nicht etabliert, wurde nun aber auch in Zusammenarbeit zwischen Universitätskinderspital und Universitätsspital Zürich bei einem Kind durchgeführt (siehe Medienmitteilung des Universitätsspitals Zürich).

 

Am Kinderspital Zürich werden Kinder mit Lymphödemen von einem Netzwerk mit spezialisierten Ärzten der Dermatologie, Plastischen Chirurgie, Physiotherapeuten und Orthopädietechnikern behandelt. Je nach Fall erfolgen weiterführende Abklärungen und es wird gemeinsam sorgfältig abgewogen, welche Kinder bereits von der neuen Methode der mikrochirurgischen Lymphgefässtherapie profitieren können. Dank der engen Zusammenarbeit der Dermatologie und der Plastischen Chirurgie am Zentrum Kinderhaut können – bei Interesse der Familie – auch gemeinsame Sprechstunden durchgeführt werden.

 

Text: Dr. med. Isabelle Luchsinger, Oberärztin,

Zentrum Kinderhaut – Dermatologie, Kinderspital Zürich

Weiterführende Links

Eine Antwort schreiben