NANÉE„Ich bin NANÉE, Singer-Songwriterin und Body-Positivity-Aktivistin aus Hamburg (DE). Mein Motto ist: Glaub an Dich! Mach Dein Ding! Geh Deinen Weg!“
Danke NANÉE, dass Du uns einen Einblick in Dein spannendes Leben gibst. (Foto: Elena Zaucke) Was ist Deine Hautauffälligkeit?Ich bin mit mit einem CMN (Congenital Melanozytic Naevus) geboren. Dabei sind bestimmte Pigmente, die auch für die Haut- und Haarfarbe sorgen (Melanin), nicht gleichmässig über den Körper verteilt, sondern sammeln sich stellenweise an. Das zeigt sich dann darin, dass es auf dem Körper ganz viele Muttermale, Leberflecke und Nävi gibt, die ganz unterschiedlich gross sein können. Manche Leute mit CMN haben ein ganz grosses Muttermal, dass bis zu 80% der Haut ausmachen kann und hunderte einzelne Muttermale, sogenannte Satelliten. Mein grosser Nävus geht über Rücken und Oberkörper, sodass ich manchmal gefragt werde, ob es ein Tattoo ist. Wie reagierst Du auf Reaktionen zu Deinem veränderten Aussehen?Heute habe ich kein Problem damit, wenn Leute mich angucken oder fragen, was ich da am Hals habe. Und auch wenn ich auf der Bühne stehe, spielt es keine Rolle. Da ist es eigentlich sogar ganz positiv, weil man mich nicht so schnell wieder vergisst. Schwieriger war es für mich als Teenager. Ich dachte jahrelang, ich wäre nur eine von sieben auf der Welt, mit dieser Besonderheit und wurde oft angestarrt, gemobbt und ausgegrenzt. Das war nicht besonders förderlich für das Selbstbewusstsein, weswegen ich mich am liebsten unsichtbar machen wollte, um den Blicken zu entgehen. Dies war allerdings bei einer Körpergröße von 1,85m, die ich schon mit 14 Jahren hatte, durchaus kein leichtes Unterfangen. Ich musste erst lernen, damit umzugehen, aus der Menge hervor zu stechen und nicht der sogenannten Norm zu entsprechen und ich bin froh, einen guten Rückhalt bei Freunden und in der Familie zu haben und gehabt zu haben. Einen richtigen Selbstbewusstseins-Boost bekam ich Anfang 2019, als ich über die Fotoausstellung „How do you C Me Now“ in London gestolpert bin. Diese wurde vom gemeinnützigen Verein „Caring Matters Now“ organisiert und zeigte tolle Fotografien von Menschen mit CMN. Ich war total verblüfft, auf einmal Leute zu sehen, die genauso aussahen wie ich und nahm dann auch an der „Caring matters now!“-Konferenz im Sommer teil. Dort habe ich das erste Mal in meinem Leben andere Menschen mit CMN getroffen – ein grossartiges Gefühl! Denn auf einmal weiss man, dass man nicht allein ist und man fühlt sich dann gar nicht mehr so besonders. Wie möchtest Du, dass Dir andere Menschen begegnen?Nun ja, heute weiss ich, dass die meisten Menschen nur gucken, weil sie nicht verstehen, was sie sehen. Sie können es nicht einordnen. Sobald man ihnen aber erklärt, weswegen wir anders aussehen, gibt es meistens ein „Aha“, Verständnis und Toleranz. Deswegen wünsche ich mir, dass die Leute mich fragen, wenn sie etwas nicht verstehen. Dass sie offen auf mich zugehen, statt hinter meinem Rücken zu tuscheln. Habt Mut! Ich beisse nicht! Versprochen! Insbesondere würde ich mir dies auch bei Eltern mit ihren Kindern wünschen. Denn oft erlebe ich es, dass ein Kind ganz neugierig ist und seine Eltern fragt, was ich da habe und die Eltern ziehen das Kind beschämt weg. Das ist schade! Denn gerade Kinder sind meistens sehr offen und am verständigsten. Und mit jedem/r, der/die über CMN Bescheid weiß, steigt auch die Offenheit und Toleranz all denen gegenüber, die mit ihrem Äusseren nicht der Norm entsprechen. Vom 21. bis 25. September 2020 hast du die #IchBinPerfektWIeIchBin-Challenge organisiert. Was ist das genau – kannst Du uns etwas mehr über diese Challenge erzählen?Die #IchBinPerfektWieIchBin-Challenge, war die Initialzündung für meine Facebook-Gruppe NANÉEVI, die ich gegründet habe, um all diejenigen zu unterstützen, deren Aussehen, nicht der sogenannten Norm entspricht, z.B. durch einen Gendefekt oder eine Hauterkrankung, wie CMN, Vitiligo, oder auch Akne, usw., und die ihr Selbstbewusstsein stärken möchten, um selbstbewusst und positiv durchs Leben zu gehen! Bei der #IchBinPerfektWIeIchBin-Challenge, konnte jeder mitmachen, der/die sich gerne so lieben und annehmen möchte, wie er / sie ist. Und ich habe mich insbesondere an Eltern gewandt, die ihren Kindern das Rüstzeug mit an die Hand geben wollen, mit ihren Besonderheiten ihren Weg zu gehen. Denn gerade als Eltern kann man in der frühen Kindheit ganz viel machen, um das Selbstbewusstsein des Kindes zu fördern und den Umgang damit, dass es besonders ist. Denn kein Satz ist so wahr wie: „So, wie Du Dich deswegen fühlst, wird auch Dein Kind sich fühlen.“ Die Challenge ist als Hilfe zur Selbsthilfe gedacht und ich habe dabei unterstützt, dass jede/r einzelne zu einer individuellen Antwort kommt. Das heisst, ich habe in der Facebook-Gruppe jeden Morgen in einem kleinen Facebook-Live-Vortrag erzählt, was z.B. Schönheit eigentlich ist, wie man sich von den Beurteilungen Anderer abgrenzt und was einem hilft, seine Ängste zu überwinden. Daneben gab es jeden Tag eine Tagesaufgabe mit einem kleinen Arbeitsblatt, die jede/r für sich bearbeiten konnte. Wie ist Deine erste solche Challenge verlaufen?Ich bin sehr zufrieden und habe eine super Resonanz und tolles Feedback bekommen. Es wurde sogar der Wunsch an mich herangetragen, noch weitere Challenges zu machen (z.B. für Kinder mit Besonderheiten). Das heisst, es wird bestimmt nicht meine letzte Challenge gewesen sein. Was bewegt Dich zu dieser Arbeit für Bodypositivity?Das Thema Body Positivity und „mich anzunehmen, wie ich bin“ begleitet mich schon mein Leben lang. Und die Erfahrungen, die ich auf meinem Weg gemacht habe, möchte ich gern weitergeben, damit andere vielleicht eine Abkürzung auf dem Weg zur Selbstannahme nehmen können. Denn hätte ich das, was ich heute weiss schon vor 20 Jahren gewusst, wer weiß, ob ich dann nicht schon viel früher als Sängerin auf der Bühne gestanden wäre. Heute ist meine Überzeugung, dass jede/r genauso perfekt ist, wie er / sie /es ist! Und positives Empowerment hilft dabei, dass zu lernen. Was sind Deine Träume für die Zukunft?Meine persönlichen Träume für die Zukunft sind, als Musikerin erfolgreich zu werden. Ich mache neuen deutschen Liedermacher-Pop und habe viele eigene Erlebnisse in meinen Songs verarbeitet. Nachdem ich letztes Jahr meine Debut-EP „Geh Deinen Weg!“ rausgebracht habe, möchte ich 2021 mein erstes Album produzieren und veröffentlichen. Darüber hinaus ist mein größter Herzenswunsch, das irgendwann einmal jede/r so angenommen wird, wie er / sie / es ist. Völlig egal, welche Hautfarbe, ässerliche Besonderheit, oder welches Geschlecht jemand hat. Das Leben ist so bunt, wie wir und wenn ich mit meiner Geschichte und meiner Musik einen Beitrag zu mehr Toleranz leisten kann, finde ich das grossartig! Denn letztendlich sind auch blaue Augen durch eine Genveränderung entstanden, wie CMN oder Vitiligo. Nur dass sich letztere in unserem heutigen Schönheitsideal noch nicht so durchgesetzt haben. Also: „Sei stolz darauf, wer Du bist und schäme Dich nicht dafür, wie jemand anderes Dich sieht.“ (Interview: Isabel Sahli, 2020)
(Fotos: Grauton Studio & Bernd Hellwage) Weiterführende Informationen zu NANÉEFacebook: nanee.music & NANÉEVI Instagram: @nanee.music Youtube: Nanée Music |
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- 16. März 2015 "Talk im Turm"- Podiumsgespräch zum Thema "Krisen und ihre Lösungen"
- Artikel im «Magazin» - die Zeitschrift der Universität Zürich, 25.2.2015
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- 20min Artikel – Chiara: «Das Feuermal gehört zu mir», 10.3.2014
- 20min Artikel: «Narben machen das Leben schwer», 8.3.2014
- Besuch der Station für brandverletzte Kinder in Kabul, Afghanistan – Ein Reisebericht
- Interview mit Clemens Schiestl, Tagesanzeiger, 25.12.2013
- «Tagesanzeiger-Artikel Sarah, übersät mit Leberflecken», 25.12.2013