Narben und deren Pflege

Narben sind einer der Hauptgründe, weshalb nach einer thermischen Verletzung oder einem plastisch-rekonstruktiver Eingriff aufwändige Rehabilitationsmassnahmen notwendig sind.

 

LeonieDer Verlauf der Narbenbildung, die Dauer der Narbenreifung und das spätere Narbenbild ist von Person zu Person unterschiedlich und kann in seinem Ausmass nicht vorhergesehen werden. Es gibt aber Möglichkeiten, der Intensität der Narbenbildung entgegenzuwirken.

 

Mit einem enganliegenden Kompressionsanzug kann kontinuierlich Druck auf die Narbenzone ausgeübt werden. Solche Anzüge werden entsprechend der Bedürfnisse des einzelnen Patienten nach Mass angefertigt. Wird dieser Anzug täglich während 22-23h getragen, kann die Narbe nicht so in die Höhe wachsen und nicht so “hypertroph” werden, wie sie es ohne Druck tun würde. Manchmal sind massgefertigte Foameinlagen notwendig, um an kristischen Stellen den Druck zu erhöhen.

 

Häufig werden zudem silikonhaltige Produkte zur Narbenreduktion angewendet (Pflaster oder Gel). Die Narbe wird durch die kontinuierliche Verwendung feucht und elastisch gehalten, dies begünstigt die positive Entwicklung bei der Narbenreifung. Die Abgabe und Instruktion geschieht durch Fachpersonal.

 

Während der ganzen Zeit der Narbenreifung benötigt die betroffene Hautstelle eine intensive Pflege. Insbesondere braucht es vermehrt Feuchtigkeitszuführung. Damit die verheilte Haut möglichst schön elastisch und geschmeidig bleibt, sind folgende Punkte zu beachten:

  • Durch tägliches Duschen oder Baden (10 Min.) werden Rückstände von Salben und Hautschuppen schonend entfernt.
  • Das Gewebe braucht während der Narbenreifung Feuchtigkeit. Narbenplatten zweimal täglich mit einer feuchtigkeitsspendenden Creme/Lotion pflegen. Die Instruktion zur korrekten Pflege und Massage einer grossflächigen Narbe erfolgt durch Fachpersonal (Ergotherapie und Pflege) und wird auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Dabei wird lokal auf die Narbe mit starkem, senkrechtem Druck ins Gewebe die Narbe gelockert. Dabei wird das Narbengewebe möglichst gegenüber den darunter liegenden Gewebsschichten verschoben,  ohne dass zusätzliche Reizung durch Reibung erfolgt. Sind Gelenke betroffen, lohnt es sich, diese beim Eincrèmen in eine maximale Dehnstellung zu bringen.
  • Sonneneinstrahlung und Solarium sollten vermieden werden, da frische Narben dadurch bleibend dunkel werden können. Bei nicht zu verhindernder Sonnenexposition, sollten die Narben und mögliche Entnahmestellen mit einem totalen Sun-Blocker (Lichtschutzfaktor 50 mit UVA- und UVB-Lichtschutz, Wasserbeständigkeit) abgedeckt und wenn immer möglich zusätzlich durch Kleidung geschützt werden.
  • Baden im Hallenbad (Chlorhaltiges Wasser) sowie in Seen und im Meer ist bei intakter Haut grundsätzlich erlaubt, die Narben müssen anschliessend aber gut abgespült und mit feuchtigkeitsspendender Crème gepflegt werden.
  • Extreme Kälte und Wärme sollten vermieden werden.

Narben verändern sich während den ersten 12-18 Monaten sowohl bezüglich Grösse, Farbe als auch Weichheitsgrad und Elastizität. In den ersten Wochen nach dem Unfall / der Operation sind die Narben hoch aktiv, d.h. sie werden rot, hart und können über das normale Hautniveau hinausragen (Narbenentstehung). In dieser Phase leiden Betroffene häufig unter Juckreiz oder leichten Druckschmerzen. 3-4 Monate nach dem Unfall setzt langsam die Narbenreifung ein. Die Narben werden schrittweise blasser, weniger und weniger voluminös, zudem nimmt der Juckreiz ab. Erst wenn die Narbe wieder eine praktisch normale Hautfarbe angenommen hat, ist die Narbenreifung abgeschlossen und die Kompressions- oder Silikontherapie kann auf ärztliche Anordnung beendet werden.

 

Trotz aufwändigen Massnahmen, können sich manchmal Narben bilden, welche kosmetisch störend oder funktionell einschränkend sind, so dass zu einem späteren Zeitpunkt eine operative Korrektur vorgenommen werden muss. Insbesondere bei Kinder, die wachsen entstehen bei Narben, die sich über Gelenke ziehen, Funktionsstörungen, da die Narben nicht so gut mitwachsen wie unversehrte Haut. Korrekturoperationen sollten in der Regel erst nach Abschluss der Narbenreifung durchgeführt werden. Ob und wann eine operative Korrektur aufgrund einer funktionellen Problematik notwendig ist, entscheidet das multidisziplinäre Team zusammen mit dem Patienten und den Eltern.