Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen nach Verkehrs- und Verbrennungsunfällen

Verbrennungsunfälle und deren Behandlung sind für viele Kinder psychisch traumatisierend. Entsprechend entwickeln manche Betroffene, auch Säuglinge und Kleinkinder, Symptome von Traumafolgestörungen, die manchmal über Monate und Jahre andauern können. Typisch und anfänglich bei fast allen Kindern vorhanden sind bedrängende Erinnerungen an das Unfallereignis (Tagträume, Flashbacks, Albträume). Kinder im Vorschulalter drücken die andauernde Beschädigung mit dem Unfall häufig auch im Spiel aus (sog. traumatisches Spiel). So kann es vorkommen, dass ein Kind mit Puppen oder anderem Spielmaterial fast zwanghaft immer wieder Aspekte des Unfalls oder des Spitalaufenthaltes nachspielt. Im weiteren Verlauf und als Folge dieser beängstigenden, immer wiederkehrenden Bilder und Erinnerungen treten bei vielen Kindern Ver­mei­dungs­reaktionen und Ängste auf: Sie gehen beispielsweise allen Erinnerungsreizen und jedem Gespräch über den Unfall aus dem Weg und reagieren mit Angst, wenn sie mit Dingen konfrontiert werden, die mit dem Unfall zusammenhängen. Mit der Traumatisierung des Kindes geht oft auch eine Dysregulation der Stresshormone einher, was zu Schlafstörungen, Kon­zen­trations­problemen, übermässiger Wachsamkeit und ausgeprägter Schreckhaftigkeit führen kann. Jüngere Kinder zeigen zudem häufig Rückschritte in der Entwicklung (z.B. erneutes Einnässen, Stottern), ausgeprägte Trennungsängste sowie manchmal auch aggressiv-impulsives Verhalten.

Solche posttraumatischen Belastungssymptome sind in der ersten Zeit nach einem traumatischen Ereignis normal und verschwinden in der Regel innerhalb von 4 bis 6 Wochen, bzw. nehmen deutlich an Intensität ab. Bei etwa einem Fünftel der betroffenen Kinder können sich aber, wenn keine adäquate psychologische Behandlung erfolgt, auch andauernde Verläufe von Trauma­folge­störungen einstellen.

Am Kinderspital Zürich wurden diverse Studien zur Erforschung von Traumafolgestörungen bei Kindern und Jugendlichen nach Verkehrs- und Verbrennungsunfällen durchgeführt durchgeführt. Dabei wurden mehrere Interventionsstudien zur Prüfung der Wirksamkeit von frühen psychologischen Interventionen durchgeführt. Darüber hinaus wurde ein neuer Fragebogen zur frühen Einschätzung, ob ein Kind gefährdet ist, eine Traumafolgestörung zu entwickeln, entwickelt.

Weiterführende Informationen

Informationen über aktuelle Forschungsprojekte von Prof. Dr. phil. Markus Landolt finden Sie unter:

www.psychologie.uzh.ch/de/bereiche/hea/gespsy

 

KidTrauma – Mit einer App psychische Reaktionen auf ein Trauma einschätzen

Ein traumatisches Ereignis kann bei Kindern psychische Folgen haben. Forschende des Kinderspitals Zürich und der Universität Zürich haben einen Online-Check, anhand dessen  Eltern selbst via App oder Webseite prüfen können, ob Sie wegen Auffälligkeiten Ihres Kindes eine Beratungsstelle aufsuchen sollten.

 

Die Website ist in deutscher und englischer Sprache verfügbar: www.kidtrauma.com

 

Ausgewählte Publikationen

  • De Young, A.C. & Landolt, M.A. (2018). PTSD in children below the age of six years.Current Psychiatric Reports. doi: 10.1007/s11920-018-0966-z


  • Vasileva, M., Haag, A-C., Landolt, M.A. & Petermann, F. (2018). Posttraumatic stress disorder in very young children: diagnostic agreement between ICD-11 and DSM-5. Journal of Traumatic Stress. doi: 10.1002/jts.22314


  • Hoysted. C., Babl, F.E., Kassam-Adams, N., Landolt, M.A., Jobson, L., van der Westhuizen, C., Curtis, S., Kharbanda, A.B., Lyttle, M.D., Parri, N., Stanley, R., & Alisic, E. (2018). Knowledge and training in pediatric medical traumatic stress and trauma-informed care among emergency medical professionals in low- and middle-income countries. European Journal of Psychotraumatology. doi: 10.1080/20008198.2018.1468703


  • Moehrlen, T., Szucs, T., Landolt, M.A., Meuli, M., Schiestl, C. & Moehrlen, U. (2018). Trauma mechanisms and injury patterns in pediatric burn patients. Burns. doi:10.1016/j.burns.2017.07.012


  • Hoysted, C., Babl, F.E., Kassam-Adams, N., Landolt, M.A., Jobson, L., Curtis, S., Kharbanda, A.B., Lyttle, M.D., Parri, N., Stanley R. & Alisic, E. (2017). Perspectives of hospital emergency department staff on trauma-informed care for injured children: an Australian and New Zealand analysis. Journal of Paediatrics and Child Health, 53, 862-869. doi: 10.1111/jpc.13644


  • Haag, A-C & Landolt, M.A. (2017). Young children’s acute stress after a burn injury: Disentangling the role of injury severity and parental acute stress. Journal of Pediatric Psychology, 42, 861-870. doi: 10.1093/jpepsy/jsx059


  • De Young, A.C., Haag, A.-C., Kenardy, J.A., Kimble, R.M., & Landolt, M.A. (2016). Study Protocol for Two Randomised Control Trials of the Coping with Accident Reactions (CARE) Program: An Early Intervention for Preventing Traumatic Stress Reactions in Young Injured Children. Trials, 17, 362.

  • Haag, A-C., Zehnder, D., & Landolt, M.A. (2015). Guilt is associated with acute stress symptoms in children after road traffic accidents. European Journal of Psychotraumatology, 6.

  • Haag, A.C., & Landolt, M.A. (2014). German version of the Diagnostic Infant and Preschool Assessment – PTSD Module. Unpublished manuscript. Zurich: University of Zurich.  

  • Kramer, D. N., Hertli, M. B. & Landolt, M. A. (2013). Evaluation of an early risk screener for PTSD in preschool children after accidental injury. Pediatrics, 132 (4), e945-951

  • Graf, A., Schiestl, C., & Landolt, M. A. (2011). Posttraumatic Stress and Behavior Problems in Infants and Toddlers With Burns. Journal of Pediatric Psychology, 36, 923-931

  • Zehnder, D., Meuli, M. & Landolt, M.A. (2010). Effectiveness of a single-session early psychological intervention for children after road traffic accidents: a randomised controlled trial. Child and Adolescent Psychiatry and Mental Health, 4, 7

  • Landolt, M. A., Buehlmann, C., Maag, T., & Schiestl, C. (2009). Quality of life is impaired in pediatric burn survivors with posttraumatic stress disorder. Journal of Pediatric Psychology, 34, 14-21

Fachbücher

  • Landolt, M. , Cloitre, M., Schnyder, U. (Hrsg.) (2017). Evidence-Based Treatments for Trauma Related Disorders in Children and Adolescents. Springer Verlag. ISBN: 978-3-319-46136-6 (Print) 978-3-319-46138-0 (Online)
  • Landolt, M. (2012). Psychotraumatologie des Kindesalters: Grundlagen, Diagnostik und Interventionen (2. Aufl.). Göttingen: Hogrefe
  • Landolt, M. und Hensel, T. (2012). Traumatherapie bei Kindern und Jugendlichen (2. Aufl.). Göttingen: Hogrefe

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